Welche Flächen verbraucht der Straßenverkehr?
Bei der Berechnung des Flächenverbrauchs durch den Verkehr werden nicht nur Fahrbahnflächen einbezogen, sondern auch Flächen wie Böschungen, Trenninseln und Randstreifen berücksichtigt. So beträgt der Anteil der Verkehrsfläche (Stand 2016) 5 % der Gesamtfläche Deutschlands, die 357.580 km2 umfasst. Das ist mehr als die Fläche Schleswig-Holsteins, das 15.800 km2 groß ist. Andere Länder verwenden einen deutlich geringeren Anteil ihrer Fläche für die Verkehrsinfrastruktur.
Immer mehr Verkehrsflächen in Deutschland
Verkehrsanlagen zerschneiden ehemals intakte Ökosysteme. Zusammenhängende, unzerschnittene Landschaftsräume spielen für Artenvielfalt und Naturschutz eine wichtige Rolle. Der Anteil solcher unzerschnittener, verkehrsarmer Räume in der Größe von mehr als 100 km2 betrug 1977 im früheren Bundesgebiet noch 22,6 %. Heute machen diese Räume in der damaligen Definition nur noch einen Anteil von etwa 14 % aus. Der Platzbedarf des Straßenverkehrs nimmt in Deutschland von Jahr zu Jahr zu, denn eine Antwort auf die „Stauprobleme“ ist der Ausbau des Straßennetzes.
Verkehrsflächen in Hamburg
Hamburg erstreckt sich über eine Fläche von 755 km2. Davon umfassen 94 km2 (das sind 12,5 % der Gesamtfläche) Verkehrsflächen wie Straßen, Parkplätze, Gleisanlagen, Bahnhöfe und der Hamburger Flughafen. Nur 64 km2 sind in Hamburg als Erholungsflächen (meist Grünanlagen) ausgewiesen. Die Wohnbaufläche umfasst 166 km² und Industrie und Gewerbe nutzen zusammen 68 km².
In Hamburg leben rund 260.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Für sie gibt es 750 ausgewiesene Spielflächen mit einer Gesamtfläche von ca. 2,5 km2 (250 ha). In Hamburg stehen also jedem Kind im Durchschnitt gerade knappe 10 m2 Spielfläche zur Verfügung. Die Stellplatzfläche für ein Auto beträgt hingegen 12 m2. Die rund 892.000 Hamburger Kraftfahrzeuge (Kfz) (Stand 2017) nehmen viermal mehr Platz ein als die Spielplätze für Kinder. Platz ist nicht vermehrbar, besonders nicht in den Städten. Immer mehr Boden wird asphaltiert und natürliche Lebensräume werden zergliedert und zerstört.
Versiegelung von Flächen für Verkehr und Wohnen
Fast die Hälfte (etwa 46 %) der im Bundesgebiet durch Siedlung und Verkehr in Anspruch genommen Fläche ist versiegelt. Unter Versiegelung wird der Abschluss des Bodens von der Atmosphäre durch Bedeckun, z. B. mit Asphalt oder Pflastersteinen, verstanden.
Was passiert bei einer Versiegelung?
Bei einer Versiegelung wird der ursprünglich vorhandene humose Oberboden entfernt und damit der Lebensbereich für Pflanzen und Tiere zerstört. Mikroorganismen können unter der versiegelten Fläche kaum noch existieren, wodurch das Bodengefüge zerstört wird.
In Folge der Versiegelung verliert der Boden seine ursprüngliche Wirkung als Speicher und Puffer. Da der herabfallende Regen von der versiegelten Fläche nicht mehr aufgenommen werden kann, kommt es zur Beeinträchtigung des Wasserhaushaltes: Der Oberflächenabfluss erhöht sich und die Grundwasserbildung wird behindert. Regenwasser fließt nun sehr schnell ab und kann kaum noch verdunsten. Das lokale Mikroklima (Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Staubbelastung, Wind) wird empfindlich gestört. Darüber hinaus nimmt das abfließende Wasser Schadstoffe aus dem Belag auf und schleust sie ins Grundwasser und in Oberflächengewässer ein.
Die Folgen der Versiegelung
Die Versiegelung des Bodens hat auch Folgen für die Menschen: In der Stadt zerschneiden Straßen Wohnquartiere und schränken die Bewegungsfreiheit der Bewohner ein. Vor allem Kinder sind betroffen.
Früher war die Straße Spiel- und Lebensmittelraum der Kinder, man traf sich draußen mit den Freunden. Heute trauen sich viele Kinder aus Angst vor Unfällen nicht mehr auf die Straße, sind sozusagen „aus dem Verkehr gezogen“, von der Straße verdrängt. Der Autoverkehr hat das Spielen vor der Haustür fast unmöglich gemacht. Die Kinder bleiben zu Hause vor dem Fernseher, bewegen sich weniger und treffen sich seltener mit Freunden zum Spielen. Kinder, die an stark befahrenen Straßen leben, kennen oft die Nachbarkinder nicht, die auf der anderen Seite wohnen. Sie sind in ihrer sozialen Entwicklung benachteiligt.
Wie viel Platz braucht der Straßenverkehr?
In Deutschland gibt es ca. 55 Millionen Kraftfahrzeuge. Ein Auto braucht 12 m2 Parkplatz, ein Lkw noch mehr. Wenn wir alle Autos nebeneinander und hintereinander stellen würden, wäre fast ganz Hamburg mit 755 km2 Fläche ein einziger Parkplatz.