Mobilität A-Z: Neue Mobilitätskonzepte

Welche neuen Konzepte für Mobilität gibt es in Hamburg?

Das Alter, in dem der Führerschein gemacht wird, und das Alter, in dem ein eigenes Auto gekauft wird, verschieben sich seit einigen Jahren immer mehr nach hinten. Jungen Leuten – besonders im städtischen Umfeld – scheinen heute andere Dinge wichtiger zu sein, als ein Auto zu besitzen. Aber auch älteren Menschen in der Metropolregion Hamburg ist das „Statussymbol“ Auto nicht mehr ganz so wichtig. Mittlerweile kommen schon über ein Drittel aller Haushalte in Hamburg ohne eigenes Auto aus.

Dass dies möglich ist, hat nicht nur mit einer sich ändernden Einstellung zur Verkehrsmittelwahl zu tun. In den letzten Jahren wurde besonders in Großstadtregionen eine immer größere Vielfalt und Qualität von Angeboten, anders als bisher mobil zu sein, geschaffen. Vielfach sind sie so attraktiv, dass für sehr viele Wege das eigene Auto verzichtbar wird.

Multimodaler Verkehr

Durch Smartphone-Apps sind die Informationen über diese Angebote fast überall in Echtzeit verfügbar. Es gilt Multimodalität statt Monomodalität, d. h. man nutzt innerhalb einer bestimmten Zeit nicht nur ein Verkehrsmittel, sondern kombiniert je nach Bedarf die jeweils günstigsten Verkehrsmittel, teils sogar für eine Strecke.

Rückgrat dieser neuen Mobilität ist nicht mehr das eigene Auto, sondern der großstädtische ÖPNV, weil er bequem, zuverlässig und relativ preisgünstig ist. Für kurze Wege oder als „Zubringer“ zur Haltestelle bieten sich zunächst das eigene Rad oder zu Fuß gehen. Eine Reihe von ganz neuen bzw. mittlerweile etablierten Mobilitätskonzepten lassen sich unter dem Slogan „Nutzen statt Besitzen“ zusammenfassen. Geschickt und zweckmäßig kombiniert machen sie das eigene Auto für viele einfach unnötig.

Mobilitätsangebote in Hamburg als Ergänzung zum ÖPNV

Neben dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gibt es in Hamburg mittlerweile eine Vielzahl an ergänzenden Mobilitätsangeboten.

StadtRAD Hamburg

Seit im Jahr 2004 in Lyon und später in Paris ganz moderne Fahrradverleihsysteme im großen Stil eingeführt wurden, kamen die „Öffentlichen Räder“ in vielen europäischen Städten in Mode.

StadtRAD Hamburg wurde 2009 eingeführt. Mittlerweile stehen den über 180.000 registrierte Kunden ca. 4.500 Räder an ca. 350 Stationen zur Verfügung. Die Räder können an einer beliebigen Station wieder abgegeben werden. Da Kurzzeitausleihen kostenlos sind, ist das StadtRAD schnell zum meistgenutzten Fahrradverleihsystem in Deutschland geworden: Jährlich werden über zwei Mio. Wege damit zurückgelegt, etwa 12 % davon ersetzten Autofahrten und entlasten so das Hamburger Straßennetz. Leider dürfen aufgrund der Nutzungsbedingungen erst Personen ab 18 Jahre Stadträder ausleihen.

CarSharing

CarSharing (dt.: ein Auto mit anderen teilen) zielt auf die gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die an festen Stationen möglichst wohnortnah zur Verfügung gestellt werden. Der CarSharing-Anbieter ist verantwortlich für die Bereitstellung der Fahrzeuge sowie für deren Pflege und Instandhaltung. Der persönliche Besitz eines Pkw und dessen Nutzung werden somit entkoppelt: Der Kunde wählt sein gewünschtes Fahrzeug aus verschiedenen Fahrzeugtypen einer ganzen Fahrzeugflotte aus und bucht dieses im voraus stunden- oder tageweise.

CarSharing wird neben Fuß-, Radverkehr und ÖPNV teilweise als vierte Säule des Umweltverbundes bezeichnet, da es den Anspruch erhebt, bestehende Lücken im Mobilitätsangebot des Umweltverbundes zu schließen. Unterschiede zu den Angeboten konventioneller Mietwagenfirmen bestehen darin, dass Ausleihverfahren, Stationsdichte und Preisgestaltung auch auf die kurzzeitige Ausleihe ausgerichtet sind, z.B. für die Erledigung des Wochenendeinkaufs. Wer nur selten ein Auto benötigt, kann mit CarSharing im Vergleich zum eigenen Auto Geld sparen.

Natürlich gibt es auch Nachteile: Die Fahrten müssen vorher geplant werden und das Fahrzeug steht nicht unbedingt vor der Haustür. Manche Nutzer sehen das sogar als Vorteil: Sie werden zum Nachdenken gezwungen, ob und wie sie die Fahrt wirklich machen wollen. In Deutschland ist ein dynamisch steigender Trend zur CarSharing Nutzung zu verzeichnen.

Die folgenden verkehrlichen Effekte von CarSharing lassen sich achweisen:

  • geringerer Fahrzeug- und Parkraumbedarf
  • Reduzierung der individuellen Fahrweite mit dem Pkw
  • seltenere Fahrzeugnutzung
  • Einsparung von Kurzfahrten
  • höhere Besetzungsgrade als bei Privat-Pkw
  • verstärkte ÖPNV-Nutzung
  • Einsatz moderner umweltverträglicher Fahrzeuge

On-Demand Verkehre in Hamburg

Die Stadt Hamburg ist Ausrichter des ITS-Weltkongresses, den der europäische Industrie- und Interessenverband ERTICO vom 11. bis 15. Oktober 2021 unter dem Motto „Experience Future Mobility Now“ veranstaltet. Die Abkürzung ITS steht für „Intelligent Transport Systems“ (dt.: intelligente Verkehrssysteme). Unter diesem Fachbegriff werden innovative Technologien zusammengefasst, die die Mobilität effizienter, sicherer und komfortabler machen sollen.

In Hamburg werden im Vorfeld des Kongresses eine Reihe an sog. On-Demand Angeboten getestet. Diese Mobilitätsangebote fahren nicht nach einem bestimmten Fahrplan oder auf festen Linien sondern können von Nutzern individuell per App bestellt und bezahlt werden. Die On-Demand Angebote versuchen mehrere Fahrgäste zusammen zu befördern, wenn diese in die gleiche Richtung wollen. Zu den in Hamburg angebotenen On-Demand Angeboten gehören u.a. ioki, MOIA oder CleverShuttle.