Zur Hamburger Klimawoche waren Jugendliche und Lehrkräfte dazu eingeladen, sich an der Jugend-Mobilitätskonferenz 2020 zu beteiligen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung, aufgrund der Corona-Situation, nicht nur in einem Festzelt auf dem Hamburger Rathausmarkt statt, sondern auch als Online-Veranstaltung. Am Dienstag, 22.09.2020 konnten Schulklassen so von 09:00 bis 10:30 Uhr vom Klassenzimmer aus einfach an der Konferenz teilnehmen und die Panel-Diskussion von Expertinnen und Experten mitverfolgen.
Die Konferenz im Live-Stream
Schülerinnen und Schüler der 9. bis 13. Klassen sowie Lehrkräfte waren dazu eingeladen, sich an der Diskussion um die Verkehrswende in Hamburg zu beteiligen: Wie gestalten wir eine Stadt für Menschen und nicht für Autos? Welche Mobilitätskonzepte gibt es, um den Individualverkehr in der Stadt zu verringern? Was plant die Politik und der Hamburger Verkehrsverbund (hvv)? Was kann jede und jeder selbst beisteuern, um unsere Stadt lebenswerter zu gestalten? Als Schulprojekte im hvv wollten wir zu diesen Fragen im Rahmen der 2. Jugend-Mobilitätskonferenz gemeinsam mit Expertinnen und Experten diskutieren.
Anders als im letzten Jahr, fand die Veranstaltung in diesem Jahr nicht nur vor Ort auf dem Hamburger Rathausmarkt, sondern auch online statt. Aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie entschied die Hamburger Schulbehörde, dass Schülerinnen und Schüler bis zu den Herbstferien keine Schulausflüge unternehmen dürfen und der Unterricht nur im Klassenzimmer stattfinden kann. Somit wurde die Jugend-Mobilitätskonferenz 2020 allen Hamburger Schülerinnen und Schülern ab der Klasse 9 digital angeboten und als Live-Stream in die Klassenzimmer übertragen. Fragen konnten über einen Chat an die Expertinnen und Experten auf dem Rathausmarkt gestellt werden.
Hamburg für Menschen, nicht für Autos
Wie sich die Mobilitätswende im ÖPNV in Hamburg ganz aktuell gestaltet, berichtete Dietrich Hartmann, der Geschäftsführer des Hamburger Verkehrsverbundes. Der Öffentliche Nahverkehr in Hamburg wird ausgebaut: Geplant sind Erweiterung des Buslinien-Netzes und der Zubau von Bushaltestellen, die Verlängerung der U-Bahn Linie 4 und der Neubau der U-Bahn Linie 5 sowie ein Ausbau weiterer S-Bahn-Strecken. Dies soll die Fahrgastzahlen erhöhen und das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln attraktiver machen. Es geht darum Angebote zu schaffen, um die Nachfrage zu erhöhen.
Wiebke Hansen, Kampaignerin beim Alternativen Fahrradclub Deutschlands (ADFC), setzt bei der Verkehrswende aufs Rad. Verkehrsflächen müssen anders verteilt werden: dem PKW muss weniger Raum, dafür dem Rad und den Fußgehenden mehr Fläche gegeben werden. Eine ihrer Visionen: Keine Autos in den Wohnstraßen. Vor den Wohngebieten stehen Parkhäuser, in denen die PKW abgestellt werden können. Wer zu seinem Auto möchte, muss also immer zum Parkhaus laufen – da kann man auch direkt zur nächsten Bushaltestelle und kann auf das Auto ganz verzichten. Belohnt wird man mit ruhigen Wohngebieten, Platz zum Spielen und Aufhalten.
Philine Gaffron, Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Harburg (TU Harburg), betonte in der Diskussion im Rahmen der Jugend-Mobilitätskonferenz noch einmal den zeitlichen Druck, den es bei der Verkehrswende nun braucht. Der Klimawandel ist da, hier und jetzt. Wir müssen in den nächsten 10 Jahren unsere Art der Fortbewegung verändert haben und klimafreundlich unterwegs sein, so ihr Plädoyer.
Seitens der Schülerinnen und Schüler konnten Fragen an die Expertinnen und Experten auf dem Panel gestellt werden. Die Jugendlichen beschäftigt vor allem das Thema der Fahrkartenpreise und die Möglichkeit einer Fahrradmitnahme in den U- und S-Bahnen zu jeder Tageszeit. Die Antwort aus dem Panel: Das wird es in Hamburg wohl erstmal nicht geben, da der Platz in den Zügen für Fahrräder nicht ausreicht – ein Faltrad kann hier die Lösung sein. Das kann immer mitgenommen werden.
Melanie Ruhl von den hvv Schulprojekten gab einen Rückblick auf die Jugend-Mobilitätskonferenz im letzten Jahr. Über 200 Schülerinnen und Schüler versammelten sich 2019 im Zelt der Hamburger Klimawoche auf dem Rathausmarkt und diskutierten mit den Expertinnen und Experten.
Ein Fazit zur Jugend-Mobilitätskonferenz 2020
Die Jugendkonferenz online zu veranstalten, war eine große Herausforderung. Die kontroverse Diskussion fand über den Chataustausch zum Online-Publikum nur bedingt statt. Wir hoffen daher, dass im nächsten Jahr wieder Schulklassen vor Ort im Zelt der Hamburger Klimawoche an der Mobilitätskonferenz teilnehmen können.
Mehr über die Klimawoche
Seit 2009 organisiert die Klimawoche mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einen vielseitigen gesellschaftlichen Dialog zum Klimaschutz. Seit 2016 stehen dazu auch die verbindlichen 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen im Fokus. Mit mehreren Tausend Besucherinnen und Besuchern und mehr als 200 Akteuren ist die ehrenamtlich organisierte Hamburger Klimawoche nach Angaben des beteiligten Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) das größte Klima-Kommunikationsevent in Europa. Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur zeichnete die Hamburger Klimawoche für ihr Engagement unter anderem als UNESCO-Dekaden-Projekt für nachhaltige Bildung aus.
Die hvv Schulprojekte bieten seit vielen Jahren immer wieder Bildungsprogramme rund um das Thema Mobilität an. Auch 2021 sind die Schulprojekte im hvv wieder bei der Klimawoche mit dabei. Gemeinsam diskutieren wir mit Schülerinnen und Schülern, wie unsere Städte der Zukunft aussehen und wie wir die Klimaziele mit einer Verkehrswende erreichen können.